Edelschrottplatz-Versteigerung

Rudi Klein Collection: The Junkyard Sale

Vanity Fair stellte Rudi Klein einst einen Blankoscheck aus – so sehr wollten sie die Filetstücke, die mitten im Schrottplatz versteckt waren, sehen. Klein lehnte ab. Niemand hat die Sammlung zu Lebzeiten des Schrotthändlers zu Gesicht bekommen. Bis jetzt. Und sie ist spektakulärer, als man es für möglich hielt. Nun ist ein Teil der Sammlung unter den Hammer gekommen – für rund 25 Millionen Dollar.

Veröffentlicht am 28.10.2024

Am Samstag, dem 26. Oktober, versteigerte RM Sotheby’s einen Teil der Rudi Klein-Collection unter dem Titel “The Junkyard Sale” auf dessen Schrottplatz in der Nähe von Los Angeles. Magnus Walker, der exzentrische und wohl bekannteste Porsche-Sammler der Welt, kam bereits in den frühen Morgenstunden, um sich ein Bild von den Schätzen auf Rudi Kleins Schrottplatz zu machen. Er hat es vor allem auf die Dutzenden von Porsche-Motoren und Ersatzteile abgesehen. 

Neben den über 130 Motoren- und Ersatzteil-Lots kamen auch 67 Autos und drei Motorräder unter den Hammer. Die meisten Porsches, Ferraris, Maseratis, etc. sind als solches zwar gar nicht mehr zu erkennen, doch unbezahlbar für alle, die originale Ersatzteile für ihre exotischen Sportwagen brauchen. Doch inmitten des Rosts und ausgeschlachteten Unfallfahrzeugen gab es auch einige Exemplare, die von Rudi Klein persönlich gefahren wurden und dann in einem Schuppen inmitten des Schrottplatz jahrzehntelang im Dornröschenschlaf lagen. Einige Exemplare sind noch so gut erhalten, dass sie Preise erzielten wie sonst nur in Pebble Beach. 

1956 Mercedes-Benz 300 SL „Alloy“ Gullwing, 9’355’000 Dollar 

50 Jahre lang versteckte Rudi Klein diese automobile Perle in einem Schuppen inmitten seines Schrottplatzes. Ursprünglich schwarz mit rotem Leder wurde der „Alloy“-Flügeltürer vom legendären Ferrari-Importeur und Le-Mans-Sieger Luigi Chinetti neu bestellt. 1976 kaufte Klein das Auto von Chinetti. Abgesehen von der Lackierung gilt dieser Benz als der letzte nicht restaurierte “Alloy”-Flügeltürer der Welt. 

1935 Mercedes-Benz 500 K „Caracciola“ Spezialcoupé von Sindelfingen, 4’130’000 Dollar 

Niemand ausser Rudi Klein wusste, welche Chromjuwelen sich im grossen Schuppen mit Blechdach in der Mitte seines Schrottplatzes versteckten. Umso grösser war die Aufregung, als sich die Stoffplanen lüfteten. Zum Vorschein kam unter anderem das mit Abstand begehrteste Full Classic-Automobil des letzten halben Jahrhunderts. 44 Jahre lang blieb der Caracciola 500 K, der in Pebble Beach zweimal ausgezeichnet wurde, vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt. Nun wurde Caracciolas persönlicher Mercedes-Benz versteigert. 

1939 Horch 855 Special Roadster von Gläser 3’305’000 Dollar

Es gab in der Sammlung von Rudi Klein auch einige wenige Exemplare, die schon immer bekannt waren. Dazu gehörte dieser Horch 855. Es war einst Bestandteil der Brucker Movieworld Collection und wurde oft in Filmen, aber auch für Werbefotos verwendet. Das hat den Preis des Horch besonders in die Höhe getrieben. Wir sind überzeugt: Dieses Autos werden wir noch öfter auf automobilen Schönheitswettbewerben sehen. 

1938 Maybach SW38 Sport Cabriolet von Spohn, 522’000 Dollar

Ein bisschen enttäuschend waren die Bieter-Angebote bei diesem Maybach, der im Mai 1938 an den Münchner Carl Krone, dem legendären Direktor des Zirkus Krone, ausgeliefert wurde. Krone war ein guter Maybach-Kunde und wusste genau, was er wollte. Das in Adriablau lackierte Auto war mit einem Telefunken-Radio ausgerüstet und die Vordersitze liessen sich durch Ziehen eines Hebels in ein Bett umwandeln. 35 Jahre lang war der Krone-Maybach vor der Öffentlichkeit versteckt. Das dürfte sich jetzt wohl ändern.  

1968 Lamborghini Miura P400 von Bertone, 1’325’000 Dollar 

 

Es lagerten einige Lamborghini Miuras auf dem Schrottplatz von Rudi Klein. Einige davon nur noch in Teilen, andere wiederum, wie dieser, befinden sich in einem originalen, aber nicht hoffnungslosen Zustand. Das 159. von 275 gebauten Exemplaren hat nicht nur Matching-Numbers, sondern auch eine Bertone-Karosserie. Ursprünglich in Giallo Miura lackiert, mit blauem Interieur, ist dieser Miura eines der “vermissten” Exemplare, die jetzt wieder aufgetaucht sind. 

1964 Iso Grifo A3/L Spider Prototyp von Bertone, 1’875’000 Dollar 

Wer vor 60 Jahren am Autosalon in Genf war, der kennt dieses Auto. Es wurde 1964 auf dem Iso-Stand gezeigt. Es handelt sich um das einzige Grifo-Cabriolet, das je gebaut wurde; ein Einzelstück mit Geschichte. Bertone stellte das Cabriolet als eine Art Überraschung für das Iso-Management fertig. Gekauft hat es damals der legendäre US TV-Produzent Greg Garrison. 1980 kaufte Rudi Klein ihm das Iso-Cabriolet ab, fuhr einige Zeit damit herum, bevor er es in seiner Schatzkiste inmitten des Schrottplatz vor der Öffentlichkeit versteckte – über vier Jahrzehnte lang. 

1971 NSU ro80 2 Porte + 2 von Pininfarina, 461’500 Dollar 

An der Schrottplatz-Versteigerung kamen auch einige Autos unter den Hammer, die zwar nicht den Charme einer Miura oder die Exklusivität eines Maybachs haben, aber trotzdem sehr speziell sind. Zum Beispiel dieses Einzelstück, das Pininfarina auf den Automessen in Turin 1971 und Brüssel 1972 ausgestellt hat. Es basiert auf dem NSU Ro80, mit Wankelmotor und halbautomatischem Dreiganggetriebe.

1962 Porsche 356 B 1600 „Twin-Grille“ Roadster von D'Ieteren, 1’160’000 Dollar 

Keine 600 Meilen stehen auf dem Tacho dieses Porsche 356 B. RM Sotheby’s spricht von einer “unglaublichen Zeitkapsel; vermutlich völlig unrestauriert mit originalen Oberflächen.” Es handelt sich um den letzten produzierten „Twin Grille“ Roadster. 

Text: Jürg Zentner 

Bilder: RM Sotheby’s

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