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Bugatti Veyron – weil Piëch es so wollte

Manche Autos entstehen aus Vernunft, andere aus purem Willen. Der Bugatti Veyron gehört zu Letzteren. Ferdinand Piëch wollte ein Statement setzen. Kein Sportwagen, sondern eine fahrende Machtdemonstration.

Veröffentlicht am 10.05.2025

Die Tausendermarke musste fallen, das Ergebnis: 1001 PS und über 400 km/h Spitze, verpackt in luxuriösem Leder und Chrom – ein irrwitziger Plan, der im Jahr 2000 die Branche in ungläubiges Staunen versetzte. Seine Vision klang wie ein Ausschnitt aus einem automobilen Märchen. Piëch – ein Mann, dem Kompromisse fremd sind – stellte sich einen Wagen vor, der morgens die 400-km/h-Marke knackt und abends – vom Insektenfriedhof wieder befreit – im Smoking vor der Oper vorfährt. Und er meinte es ernst.

1001 PS aus purem Willen

In W-Formation aufgestellt: 16 Zylinder. Der Motor, das mechanische Herz des Veyron. Die Ingenieure bei Bugatti – einer wiederbelebten Legende von einem Automobilhersteller – standen vor einer Herkulesaufgabe. Ein Motor musste her, den es so noch nie gab: 16 Zylinder in W-Form, beatmet von vier Turboladern. Diese technische Chimäre sollte die magische PS-Zahl liefern und bei der Leistungsabgabe so geschmeidig bleiben wie ein Grand Tourer. Zweifel wurden von Piëch mit eisigem Lächeln beiseitegewischt. Unmöglich? Nicht in seinem Wortschatz und nicht die Vokabel, welche man in seiner Gegenwart nutzen sollte.


Was folgte, war ein jahrelanger Kampf gegen physikalische Grenzen. Der W16-Motor entwickelte eine Hitze wie ein kleines Kraftwerk – also bekam der Veyron gleich mehrere Kühler verpasst. Die Reifen? Speziell entwickelt, um bei über 400 km/h nicht in Rauch aufzugehen. Das Getriebe musste brachiale 1250 Nm Drehmoment aushalten und dennoch butterweich schalten. Jedes Detail am Veyron war Neuland: Aerodynamik, Kühlung, Bremsen – alles wurde neu erdacht, nichts dem Zufall überlassen. Übermotorisiert, überkonstruiert und unverschämt teuer? Ja fein, genau so hatte Piëch es sich vorgestellt, und kein Ingenieur der Welt wagte zu widersprechen.

Endabnahme

Im Jahr 2005 schliesslich war es so weit, die Vision wurde Wirklichkeit. Der Bugatti Veyron 16.4 ging in Serie und belehrte alle Zweifler eines Besseren. Mit gemessenen 407 km/h Spitze pulverisierte er sämtliche Rekorde und bewies, dass die Grenzen des Machbaren weiter gesteckt werden können, wenn man es nur unbedingt will. Zugleich verwöhnte dieser Strassenrennwagen seine Insassen mit feinstem Leder, Klimaanlage und einer Ruhe bei 300 km/h, als würde man in einem TGV reisen. Dieses Auto war nicht nur ein Fahrzeug, es war ein Statement. Wir haben es gebaut, weil wir es können – schien jeder Zentimeter des Veyron zu schreien.


Der Bugatti Veyron erzählt die Geschichte von unbeirrbarem Ehrgeiz und Ingenieurskunst am Limit. Ferdinand Piëchs kompromisslose Vision hat ein Monument auf Rädern geschaffen, das bis heute seinesgleichen sucht. Es zeigt mit einem Augenzwinkern in Richtung der Konkurrenz, dass Wahnsinn und Genie manchmal nur eine Frage des Blickwinkels sind – und dass echter Fortschritt auch gelegentlich einen beherzten Tritt aufs Gaspedal braucht.

 

 

 

Text: GAT
Fotos: Bugatti

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