

Jeep Compass – Geglättet, nicht gezähmt
Der neue Jeep Compass ist windschnittiger als je zuvor – aber bleibt er auch ein echter Jeep? Zwischen flachem Unterboden und scharfem Spoiler steckt mehr Kalkül als Abenteuerlust.
Der neue Jeep Compass ist da – kantig wie eh und je, aber plötzlich auch glatt. Sehr glatt. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert unter 0,29 ist er der aerodynamischste Jeep aller Zeiten. Das klingt nach Fortschritt, wirkt aber auch ein bisschen wie ein Widerspruch auf Rädern. Denn die Marke Jeep stand nie für Stromlinien, sondern für Geradlinigkeit – buchstäblich.
Gebaut auf der STLA Medium-Plattform von Stellantis, entworfen in Italien, will der Compass ein SUV für alle sein: Hybrid, Plug-in-Hybrid oder rein elektrisch mit bis zu 650 Kilometern Reichweite. Alles sauber, alles effizient, alles glattgerechnet. Möglich wird das durch eine Vielzahl technischer Kniffe – flacher Unterboden, aktive Kühlerjalousien, aerodynamisch modellierte Felgen, Spoiler am Heck. Clever, aber auch kalkuliert.
Und das Jeep-Feeling?
Die Frage ist: Was bleibt vom Jeep-Gefühl, wenn alles dem Luftstrom geopfert wird? Natürlich, Geländegängigkeit wird versprochen, Robustheit sowieso. Aber das Abenteuer scheint mittlerweile eher in der Windkanal-Simulation zu liegen als im Geröll.
Dabei ist der Compass kein schlechtes Auto. Im Gegenteil: Wer einen modernen, elektrifizierten SUV mit möglichst wenig Verbrauch sucht, wird hier fündig. Nur wer einen Jeep sucht – mit der Aura von Staub, Kanten und unbezwingbarer Freiheit – der bekommt ein Auto, das sich müht, alles gleichzeitig zu sein: Ikone und Effizienzmeister, Abenteurer und Energiesparer.
Vielleicht ist das der Preis der Transformation. Vielleicht ist es auch nur ein gut verpacktes Compliance-Produkt für den europäischen Markt. Sicher ist: Der neue Compass fährt sauberer denn je – aber er lässt dabei ein Stück weit das Ungezähmte zurück, das einen Jeep einst besonders machte.
Text: GAT
Bilder: Jeep