

Folkrace – Rennspass für jedermann
Schon mal was von Folkrace oder Jokkis gehört? Dabei handelt es sich um einen schwedischen und finnischen Low-Level-Autorennsport der Jedermannsklasse. Hier können alle mitmachen – sogar Kinder.
In der Schweiz unvorstellbar, in Schweden und Finnland Volkssport: Autorallyes für Jedermann. Für Folkrace (Schweden) und Jokkis (Finnland) braucht es weder Supercar noch Vermögen, nur Mut und eine Rennlizenz. Diese erhält man mehr oder weniger nach einem Eintageskurs sowie einer Mitgliedschaft in einem Motorsportverein. Für umgerechnet 200 Franken ist man dabei.

Sogar Teenager ab 15 Jahren dürfen in speziellen Junior-Klassen starten. Beim Folkrace begann schon manch grosse Rennfahrerkarriere. Viele bekannte Rallye- und Rallycross-Fahrer starteten hier: Kenneth Hansen, Per Eklund, Mattias Ekström, Timmy & Kevin Hansen – um nur einige Schweden zu nennen. In Finnland hat fast jeder Rallye-Fahrer, von Juha Kankkunen bis Teemu Suninen, irgendwann ein Jokkis-Auto bewegt.
Fixpreis pro Auto

Damit niemand auf die Idee kommt, heimlich einen teuren Sportwagen ins Rennen zu schmuggeln, gibt es ein cleveres System: Nach jedem Rennen kann jedes Auto von anderen Teilnehmern oder sogar Zuschauern für einen Fixpreis gekauft werden. In Schweden liegt der Betrag bei rund 9000 Kronen, also ungefähr 800 Franken. Wer sich weigert zu verkaufen, kann seine Rennlizenz verlieren. Dieses System eliminiert die Motivation, zu viel Arbeit und Geld in einen Volks-Rennwagen zu stecken. Damit soll gewährleistet werden, dass Folkrace bzw. Jokkis ein kostengünstiges Hobby bleibt.
Schotter- und Asphaltpisten

Die Fahrzeuge sehen aus, als wären sie schon viele Tode gestorben. Oft sind es alte Volvos, Saabs oder andere heckgetriebene Veteranen. Gefahren wird auf ovalen Schotter- oder Asphaltpisten, meist zwischen einem und zwei Kilometer lang. Die Strecken sind so angelegt, dass eine maximale Geschwindigkeit von 80 km/h nicht überschritten werden kann.
Mehr als nur Motorsport

Wer hier antritt, weiss: Körperkontakt gehört dazu. Sicherheitskäfig und Helm sind darum Pflicht und Lebensversicherung. Hier wird geschoben, geschubst und gerammt. Das Material wird nicht geschont. Ganz zum Spass des Publikums. Ein Rennwochenende ist mehr als nur Motorsport. Familien reisen mit Klappstühlen an, Kinder toben am Rand der Strecke, und die Stimmung ist ausgelassen. Es ist Dorffest, Grillparty und Rennspass in einem; eine Art Le Mans im Kleinformat. Wenn die Sonne auf den Schotter knallt und die Autos sich durch die Kurven driften, hört man aus den Lautsprechern nicht selten fröhliche Schlager- oder Rockmusik.
Mehrere Läufe
Die Rennen selbst sind kurzweilig: mehrere Vorläufe, Halbfinals, ein Finale. Wer Pech hat, fliegt schon nach wenigen Runden von der Strecke. Aber niemand ist beleidigt – schliesslich geht es nicht um Weltmeistertitel, sondern um das pure Vergnügen. Und schon am nächsten Wochenende hat man die Chance auf Revanche. Sowohl in Finnland und Schweden finden pro Jahr hunderte solcher Events statt. Kurz: Jokkis/Folkrace ist das, was passiert, wenn man Rallycross, Dorffest und Sauna am selben Wochenende kombiniert.
Bilder: Volvo, sbf, hylkart


