Vom Wrack zum Porsche-Jäger

VW Käfer Typ4 RSR: Der Super Bug

“Böser Käfer”, kommentierte Sportec auf Social-Media ein Bild des 1973 VW Käfer Typ4 RSR, das unser Fotograf Christian Lienhard gepostet hat. Was ist das für ein Super-Käfer, der aussieht, als würde er andere VW Käfer zum Frühstück essen? Wir gingen der Sache auf den Grund.

Veröffentlicht am 26.10.2024

Zuerst war dieser VW Käfer einfach eine grüne, verrostete Kiste, die niemand mehr haben wollte. 1989 entdeckte Wolfgang Ulz das Auto und holte ihn aus dem Dornröschenschlaf. Als der Käfer wieder zum Leben erwachte, war er kein restaurierter Oldtimer, sondern ein Rennwagen – fast wie der legendäre Film-Herbie, einfach mit viel mehr Power.

Leichtbau Motor mit 155 PS

Ulz hat den VW Käfer zwischen 1989 und 1992 komplett zerlegt, auf Orange umlackiert und neu aufgebaut. Herzstück bildete ein von Gene Berg überarbeiteter Performance-Motor sowie weitere Modifikationen wie Käfig und dergleichen, die es Wolfgang Ulz erlaubten, mit dem VW Käfer richtig Guzzi zu geben. Am Ende standen dem Leichtbau 2,2 Liter Typ1 Motor 155 PS Leistung zur Verfügung – eine Menge Wumms für einen 800 Kilogramm leichten Käfer. Ende Feuer war erst bei 220 km/h – und das anfangs der 1990er Jahre. 

“Porsche-Jäger”

Viele Zeitschriften wollten darum mehr über den “Porsche-Jäger” erfahren – so wie wir, dreissig Jahre später. Auf Käfer-Treffen heimste Ulz orangener Käfer viele Preise ein, darunter die Best of Show and Shine beim VW Treffen in Castrop im Jahr 1992. Auch auf der Viertelmeile schlug der Käfer seine Gegner und liess selbst Sportwagen alt aussehen.

Pech am Käfer-Cup

Wolfgang Ulz erinnert sich: “Ende 1993/1994 wollte ich mit ihm am Käfer-Cup mitfahren. Wir bauten zusätzliche Streben und Rennsitze ein und er bekam eine breitere Spur. Auch der Motor bauten wir neu auf.” Doch die Rennambitionen fruchteten nicht – nach nur einer Saison war Schluss. “Wir hatten viel Pech. Im ersten Rennen wurden wir disqualifiziert – ich weiss bis heute nicht warum. Auf der AVUS in Berlin hatten wir einen Motorschaden und bei einem Bergrennen einen Crash.” 

Der VW Käfer ging zwar nicht in die Renngeschichte ein, aber dafür erfuhr er ein erneutes Makeover, dieses Mal in der aktuellen Wagenfarbe. Ulz baute einen 2,7 Liter-VW-Porsche-Motor, der 210 PS leistet, inklusive speziellem Getriebe mit verkürztem Schaltweg. Das Gewicht hat ein bisschen zugenommen (900 Kilogramm), wird aber durch das Plus an Leistung mehr als ausgeglichen.

Hinten sorgt eine Edelstahlauspuffanlage für ordentlich Sound, während das CUP-Gewindefahrwerk von Bilstein vorne und hinten für Bodenhaftung sorgt. Der Käfig ist eingeschweisst, es gibt spezielle Stabilisatoren, ein Alu-Domkreuz im Kofferraum sowie eine Porsche Bremsanlage, die zuverlässig den Anker wirft.

Seitenschweller und Kofferraumhaube sind aus Carbon, der elektrische Aussenspiegel von Strosek, ebenfalls in Sichtcarbon. Natürlich wurden auch die Funzeln ausgetauscht. Jetzt gibt es LED-Scheinwerfer vorne, LED Rückleuchten hinten, LED-Tagfahrlicht und Blinker in der Stosstange vorne.

Platz nimmt der Fahrer in Leder-Recaro-Rennschalen, während das Armaturenbrett von Porsche ist. Der Schalthebel ist aus gefrästem Aluminium, und die Türverkleidungen sind wiederum aus Carbon.

Doch das findet Wolfgang Ulz schon wieder ein bisschen langweilig. Deshalb wird er dem Superkäfer einen 2,8 Liter-Motor einbauen, der 250 PS leistet. Ausserdem baut er ihn wieder zum Vergaser-Fahrzeug um. 

Das ganze ist nicht einfach Show und Schein, sondern ein strassenzugelassenes Fahrzeug, das unglaublich viel Spass verspricht. Der Super-Käfer kann bei der Cartech in Chur bestaunt werden. 

Text: Jürg Zentner

Bilder: Christian Lienhard (lienhardbildwerke.ch)

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