

Der König kehrt zurück: Lang lebe der V8
AMG bringt den V8 zurück – mit einem Versprechen an die Fans und einer klaren Absage an den Vierzylinder-Hybrid. Was steckt hinter dem Kurswechsel in Affalterbach?
Elektrisiert in die Sackgasse. Frei nach dem Motto: Besser spät als nie, hat AMG verstanden, und plant, seine Kernkompetenz zum Kernantrieb zu machen. Der 2.0-Liter-Vierzylinder-Plug-in-Hybrid im C63 war technisch faszinierend, aber leider auch ein emotionaler Totalausfall. Zu komplex, zu glatt, zu smartphone-artig. Der Antrieb geht wie die Hölle, das mag stimmen, doch die Verkaufszahlen sprechen eine deutliche Sprache. Denn wer AMG sagt, will V8 hören. Und nicht M 139 mit Soundgenerator.
Baby come back
Dementsprechend plant die Performance-Marke aus Affalterbach nun ein Comeback. CEO Michael Schiebe hat für Ende 2027 einen neuen V8 versprochen und stimmt mit vielen anderen Hersteller-CEOs ein, die Nachfrage bedienen zu wollen: «solange die Leute ihn wollen». Die Motorbasis dürfte der bekannte 4,0-Liter-Biturbo sein, aber mit möglichem Flatplane-Kurbeltrieb und natürlich super-fein EU7-tauglich. Kein reines Projekt für den US-Markt oder nur für die treue Kunden irgendwelcher Wüstenstaaten, sondern auch für uns hier in Europa. Fürs Erste jedenfalls.
Und warum dieser Sinneswandel? Ganz einfach: Der Vierzylinder ist teuer, mit seinem Hybrid-Paket zu schwer und hat die AMG-Klientel schlicht nicht erreicht. Dass man dafür die legendäre V8-Marke C63 überhaupt geopfert hat, war kommunikativ wie strategisch ein Eigentor. Hätte man ihn «C53», «C45 Plus» oder «C61 Plüsch» genannt und günstiger platziert, wäre das Echo sicherlich milder ausgefallen. Die auf dem Gebrauchtmarkt angebotenen AMG C63 S E-Performance Modelle kommen langsam in Preisregionen, wo man für Kompromisse bereit zu sein scheint.
Super-Sechs oder neupolierter V8
Bei AMG will man künftig lieber auf Reihensechser und den neuen V8 setzen. Der elektrifizierte Vierzylinder bleibt zwar noch im Programm, ist aber – so ehrlich ist man inzwischen – ein Auslaufmodell. Zu teuer in der Anpassung an Euro 7, zu wenig Identifikation bei den Fans. Mit dem Abwürgen der Entry-Modelle wie der A-Klasse macht die Weiterentwicklung des Motors eigentlich wenig Sinn. Wir sind der Meinung: Mercedes-AMG hat sich hier etwas vergaloppiert – ausgerechnet beim Modell, das sinnbildlich für die Marke steht. Aber Fehler zugeben und einen Neustart wagen, scheint ehrlich und gebürt Respekt. Die Affalterkracher haben zwar mit Innovationen experimentiert, aber dabei vergessen, dass man den Markenkern nicht leichtfertig über Bord werfen sollte. AMG ist V8. Immer gewesen. Und bleibt hoffentlich auch so.
Text: GAT
Bilder: Mercedes-AMG